Grabenstraße 39

Aus Baugeschichte

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47° 5' 1.82" N, 15° 26' 12.41" E


Caritas-Haus "Paulinum", ehem. Villa Haertel bzw. Orthof

Auf dem Areal des schon Mitte des 15. Jhdts. genannten "Hofes am Graben" und des 1542 erwähnten "Rindtscheidt-Hofes", dessen Besitz oft wechselte und u.a. nach 1754 dem Freiherrn von Schwitzen gehörte, wurde 1811 von Napoleons Bruder Ludwig Bonaparte (Exkönig von Holland, nunmehr Graf von St. Leu) gekauft, aber nicht bezogen. 1851/52 wurde nach Plänen von Wappler und Bauer eine Villa für Carl Haertel erbaut, ausgeführt von Aichinger. Spätere Umbaupläne von Andrea Franz (1875) und Josef Laber (1887) wurden offenbar nicht umgesetzt. 1909 kam die Liegenschaft an den Paulusverein, in dessen Besitz sie mit der Unterbrechung von 1939 bis 1948, in denen sie für die NS-Volkswohlfahrt und nach 1945 von der Republik Österreich beschlagnahmt war, bis zur Schenkung an den Steiermärkischen Caritasverband vom 5. April 1957 geblieben ist. Der Verein brachte hier ein Erziehungshaus und eine Schule, sowie (nach 1911) eine Kinderspielhalle unter. Die notwendigen Adaptierungsarbeiten führte vermutlich Josef Strohmeier durch. Zum Areal gehörte einst eine großzügige Gartenanlage, die heute z.T. von modernen Sportanlage genutzt wird. Zahlreiche Umbauten des 20. Jahrhunderts haben die Fassade der Villa beeinträchtigt, so 1961 die Abtragung des östlichen Turmes, die Struktur des Baukörpers ist jedoch noch erkennbar. Besonders eindrucksvoll ist das Vestibül.

2012 wurde der Bau neuerlich adaptiert. und im Hof ein neues Caritas-Zentrum errichtet. (Historisches nach Sikora, Rindtscheidt-Hof; ÖKT 2013)

Baravalle, Burgen, schreibt: Der Orthof war wahrscheinlich ursprünglich ein einfacher Bauernhof oder ein dienstbares Grundstück im Besitz derer von Graben. Vermutlich gelangte das Gut durch Erbteilung oder durch Heirat an die Perner. Die Perner hatten den Hof wahrscheinlich bereits in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts als Lehen inne. Zwischen 1449 und 1452 kaufte Bernhard Rindschad den Hof von Wolfgang Perner ab, und legte sich den Zunamen „von Graben“ zu. Einer Gültschätzung aus dem Jahr 1542 nach schien der Hof zu jener Zeit herabgekommen zu sein.

Pirchegger, Häuserbuch (Auszug): 1542 Ritter Chr. RINDSCHEIDT am Graben, 1560 M. Ruepr. Pfeilburg, der die Schwester u. Erbin Christophs geheiratet hatte; er richtete nun einen Untertanshof (Rindtspergerhof) [wohl eher Rindscheidthof?] als „arme geringe Wohnung u. Meierhof“ ein u. ließ sich deshalb 2 Pfund 16 Pfennig aus dem Gültbuch abschreiben; den Meierhof übergab er seinem Sohn, die Gült (untertänige Häuser) verk. er 1570 den Rindscheidt zurück. 1605 kaufte F. MASCHWANDER den Meierhof (1 ½ Pfund Herrengült). 1659 Dr. J. A. PURKSTALLER, Schrannenadvokaten, 1667 J. E. ORTENHOFEN, Rentamsadjunkten [Anm.: Von hier stammt offenbar der 1681 auf einem Stich von Vischer erwähnte Name „Orthof“, der leicht mit dem Vorgängerbau des Schlosses Eggenberg verwechselt wird]. Weitere interessante Besitzer: 1685 M. v. GERA, 1754 Freiin Karoline von Schwizen, 1797 der aus Wien nach Graz gezogene Dr. Veit Josef Stahel, der auch mit den französischen Besatzern verhandelte. 1811 kaufte den Ansitz Graf Ludwig v. St. Leu, der Bruder Napoleons I., doch er trat noch im selben Jahre vom Kaufe zurück und büßte dabei 8.000 Gulden ein.

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